Sofia (Brasilien), Zeichnungen und Texte – Spurensuche – Brasililianische Heimat im Hunsrück

Ich heiße Sofia und komme aus Brasilien. Mein Projekt besteht aus einer kleinen Ausstellung von Illustrationen und Texte zur Zweihundertjahrfeier der deutschen Einwanderung nach Brasilien. Ich habe mich für dieses Thema in erster Linie entschieden, da ich eine persönliche Beziehung dazu habe — meine Familie hat damals auch nach Brasilien immigriert, aus der Region des Hunsrücks — und zwar auch, weil ich Aufmerksamkeit auf das Thema Immigration im Allgemeinen ziehen möchte.

Mit den Illustrationen hatte ich zum Ziel, dass einfache Leben der Einwanderer in Brasilien darzustellen, das überwiegend von landwirtschaftlichen Elementen geprägt war; neben den Bilder stelle ich Auszügen von Briefen vor, die die Einwanderer an die Verwandten in Deutschland gesendet haben, und deren Gefühle zu der Immigrationserfahrung erläutern.

Die Erfahrung der Immigration wurde selbstverständlich von glücklichen und unglücklichen —manchmal sogar tragischen — Momenten durchgedrungen, und darauf bezieht sich auch meine Auswahl. Dazu sind auch die sprachlichen Merkmale bemerkenswert: Während Johann Friedrich offensichtlich die geschriebene Sprache gut beherrschte, kommen im Brief von Johannes Gisch spannende Variationen vor, wie z. B. „Brasilgen“ und „zwei“ und „sei“ mit „y“ und Umlaut.

Ich habe zwar selbst an der Transliteration von einigen dieser Briefen gearbeitet, die 2018 in einer Sammlung veröffentlicht wurden, unter dem Titel Briefe deutschsprachiger Einwanderer: Brücken aus Papier der Hunsrücker in Brasilien.
 
Ich lese jetzt die drei Auszüge.
 
Im ersten Auszug schreibt Johann Friedrich über das Heimweh:
 
nur so viel noch, daß,
so liebend ich es wünschte, Dich auf dieser Welt noch
einmal wieder zu sehen und an das brüder-
liche Herz und in meine Arme zu schließen

 
Und danach auch zur Härte der Auswanderungsreise:
 
 die Meereswogen wurden sein Grab,
 und mit Tränen innigster Wehmut sahen
wir, daß die Wellen unser geliebtes Kind aus
den Augen führten!

 
Johannes Gisch wiederum schreibt auch an seine Verwandten, jedoch erzählt eher von den Vorteilen, in Brasilien zu sein:
 
                                               mein
 Bruder Jacob sagt zu mir du werdest nicht mehr bekommens was
                          du hier hast aber Gott seÿ dank daß
 hier in Brasielgen bin daß denk in zweÿ Jahr mehr haben als ich
                              in Deuschland in meinem Leben
 kennt Bringen

 

Die Rechte für die Projektinhalte liegen bei den jeweiligen Studierenden.